FARBENSYMBOLIK

 

Auch abgesehen von der umfangreichen Farbensymbolik der Chinesen, Orientalen (Ägypter wie Israeliten), Griechen und Römer, die hier nicht skizziert werden kann, ist das Thema der symbolischen Farben auf bildlichen Darstellungen sowie der liturgischen Farben und ihrer Bedeutung sehr vielgestaltig, zumal diese Bedeutung durchaus wechseln konnte.

 

 

 

Weiß: Zunächst, da im symbolischen Denken der Tod dem Leben vorausgeht und jede Geburt eine Wiedergeburt ist, die Farbe des Todes und der Trauer - heute noch im Orient, lange auch in Europa, z. B. am französischen Königshof. Die positive Bedeutung der weißen Farbe hängt auch mit ihrer Rolle bei der Initiation zusammen. Weiß ist die Farbe der Unschuld und Reinheit, des ungebrochenen Lichtes, der absoluten Wahrheit. Die neugetauften Christen trugen weiße Kleider. Weiß bleibt die Farbe der Theophanie (vgl. Mark. 9, 2-5 über die Verklärung Jesu), seitdem Daniel und der Apokalyptiker Johannes den "Alten der Tage" mit seinem weißen Haar und weißer Kleidung beschrieben haben. So also verbinden sich mit dem Stichwort "weiß" Vorstellungen der vollkommenen Reinheit, der siegreichen endgültigen Verklärung, der ewigen Herrlichkeit (vgl. Offbg. Joh. 4, 4; 7, 9. 13. 14). Von da her ist das besondere Vorrecht des Papstes verständlich, einen weißseidenen Talar zu tragen.

 

 

 

Rot: Farbe des Feuers und des Blutes, des Opferblutes Christi und der Blutzeugen, auch der Buße; bei vielen Völkern als Farbe des Lebens besonders geschätzt. Als Farbe des Feuers sowohl Farbe der Liebe (daher zum Jünger Johannes gehörig) wie der Eroberung, des Machtbesitzes und darum Zeichen der feurigen Liebesgewalt des Hl. Geistes. Im alten Rom war Rot die Farbe der Generale, des Adels, der Patrizier; folgerichtig wurde es die Farbe der Kaiser. Die byzantinischen Kaiser waren völlig in Rot gekleidet. So wurde das Rot zum Sinnbild höchster Macht. Aber da Macht und Liebe unkontrolliert in Machtmissbrauch, Hochmut und Hass umschlagen können, wird das Rot die Farbe des Fürsten der Hölle (Mephistopheles) und der großen Hure Babylon (Offbg. Joh. 17, l ff.), während auf der anderen Seite die Kardinale das Rot der Fürsten der Kirche tragen. Eine andere Erläuterung betrachtet das Rot als Farbe der Märtyrer, die ihr Blut für Christus vergossen; während die Kardinale durch das Tragen der roten Farbe ihre grundsätzliche Bereitschaft bekunden, dem Beispiel der Märtyrer zu folgen.

 

 

 

Blau: Die tiefste und am wenigsten materielle Farbe, das Medium der Wahrheit, die Transparenz der komprimierten Leere: in der Luft, dem Wasser, dem Kristall oder Diamant. Darum ist Blau die Farbe des Firmaments. Zeus und Jahwe stellen ihre Füße auf den Azur. Im Kampf zwischen Himmel und Erde verbinden sich Blau und Weiß gegen Rot und Grün, wie zahlreiche Darstellungen des Kampfes des hl. Georg mit dem Drachen beweisen. Blau ist die Farbe des Mantels Marias, die der Jungfrau im Tierkreis, auch die des Himmels während der zu dieser Zeit gefeierten Aufnahme Marias in den Himmel. Blau besagt ferner auch Treue, im Sinne des verpflichtenden Charakters der erkannten Wahrheit.

 

 

 

Gelb: Die intensivste, brennendste, verletzende, ja blind machende Farbe, den Sonnenstrahlen und dem Gold entsprechend; Farbe der Ewigkeit, insofern das Gold das Metall der Ewigkeit ist; gleichzeitig aber auch Farbe der Galle, des Neides, des Judas, der Synagoge, der Juden überhaupt (die deshalb im Mittelalter gelbe Kennzeichen tragen mussten). Positiv oft als Ersatz für Gold verwendet.

 

 

 

 

Grün: In gleichem Abstand von dem Blau des Himmels und dem Rot der Hölle, ist Grün eine mittlere und vermittelnde Farbe, beruhigend, erfrischend, menschlich (Sir. 40, 22), Farbe der Beschaulichkeit, der Auferstehungserwartung. Das grüne Kleid der Erde im Frühling inspiriert und verwirklicht Hoffnung. Für den Christen ist Grün die Farbe der Kardinaltugend Hoffnung. Es kann deswegen die Farbe des Paradieses sein. In diesem Zusammenhang malten die Künstler des Mittelalters das Kreuz Christi grün, als das Werkzeug der Erneuerung des Menschengeschlechts, die durch das Opfer Christi vollbracht wurde. Der Thron Gottes besteht nach Offbg. Joh. 4, 3 aus grünem Jaspis. Smaragdgrün ist die Farbe des Grals. Doch gibt es auch, wie so oft und gerade bei Athenischen Zusammenhängen, das Gegenbild; Auf einem Fenster der Kathedrale von Chartres ist der Teufel mit grüner Hautfarbe und großen grünen Augen dargestellt.

 

 

 

 

Violett, zu gleichen Teilen aus Rot und Blau gemischt, ist die Farbe der Besonnenheit, des Maßes, des bedachten Tuns, des Gleichgewichts zwischen Erde und Himmel, Sinnen und Geist, Leidenschaft und Verstand, Liebe und Weisheit. Auf den symbolischen Bildern des Mittelalters trägt Christus während seiner Passion, d. h. der Vollendung seiner Inkarnation, ein violettes Kleid; denn im Augenblick der Vollendung seines Opfers vereinigt er in sich völlig den wahrhaftigen Menschen und den wahrhaftigen Gott. So wurde Violett zur liturgischen Farbe der Adventszeit und Passionszeit, zur Farbe der Buße, während im Altertum die kostbare Purpurfarbe als schönste und vornehmste gegolten hatte.

 

 

 

Schwarz: Wie seine Gegenfarbe, das Weiß, von absolutem Wert: es kann Abwesenheit oder Summe, Negation oder Synthese der anderen Farben darstellen. Symbolisch wird es meist negativ gefasst, als verbunden mit der undifferenzierten Finsternis von Anfang. Es symbolisiert Nacht, Vernichtung, Tod und Totenreich und stellt darum die Trauerfarbe in Potenz dar. Die Trauer in Weiß hat etwas Messianisches, Hoffnungsvolles. Die Trauer in Schwarz ist Trauer ohne Hoffnung, der Fall ins Nichts ohne Wiederkehr. Von da wird Schwarz auch die Farbe des Verzichts auf die Eitelkeit der Welt, der Abtötung der sinnlichen Lust, der Weltverachtung und Demut.

 

 

 

Braun, vom Ocker bis zum dunklen Erdbraun reichend, ist die Farbe des Erdbodens, des Herbstes, der Traurigkeit, bei den Römern wie in der katholischen Kirche das Symbol der Demut (humilitas von humus, Erde) und der Armut (daher die braune Kutte mancher Bettelorden). Es wird auch mit dem rauchenden Feuer in seiner negativen Bedeutung (Vernichtung Sodoms und Gomorrhas, Hautfarbe des Teufels) in Verbindung gebracht.

 

 

 

Grau, gleichmäßig aus Schwarz und Weiß gemischt, deutet in der christlichen Symbolik auf die Auferstehung der Toten. Christus als der Totenrichter trägt auf mittelalterlichen Darstellungen einen grauen Mantel.

 


Seite ausdrucken