SYMBOLE

 

aus: Lexikon der Kunst, Seemann Verlag Leipzig, 1977

 

Symbol (griech. "Zusammengeworfenes, in Teilen Zusammengehöriges", dann "Kennzeichen, Merkmal, Zeichen"), allgemein etwas, was ein anderes, von ihm Unterschiedenes repräsentiert, darauf hinweist, sinnliches Zeichen für sichtbar sonst nicht fassbare Idee, Vorstellung, Begriff ist, also Sinnbild, selbst Wahrzeichen, das einen allgemeinen Sinn ausdrückt. Der Symbolbegriff wird in der philosophischen, semiotischen, ästhetischen und kunstwissenschaftlichen Literatur oft sehr unterschiedlich gehandhabt. Symbole können u. a. auch die nichtikonographischen. Zeichen der Wissenschaftssprachen (z. B. Chemie) genannt werden.

 

Seitdem der Mensch die Fähigkeit sowohl der Verallgemeinerung als auch der Darstellung besitzt, sind Vorstellungen usw. auch in Symbolen ausgedrückt worden. Symbole traten schon früh gleichberechtigt neben andere Formen der Kommunikation und Abbildung, ihre Aussagekraft ist besonders stark an einen kommunikativen Zusammenhang gebunden. Aus diesem gelöst, z. B. durch Beseitigung der sozialen und ideologischen Basis der entsprechenden Symbolkonvention, kann es seine Bedeutung wandeln, kann aber auch untergehen oder zum Ornament bzw. Teil eines Ornamentgefüges werden, was es u. U. in bestimmten Gestaltungsbereichen bereits war (Verzierung von Keramik z. B.). Ebenso können Symbole entstehen oder in neue Sinnzusammenhänge und -bilder eingehen. Die derart an bestimmte soziale Übereinkünfte gebundene Bedeutung eines Symbols kann für außerhalb der betreffenden Gemeinschaft stehende unverständlich sein, sofern sein Bedeutungsfeld nicht weit genug ist und daher nicht allgemeinste menschlich - gesellschaftliche Erfahrungen betrifft. Weltweite Verbreitung fanden schon in der Urgesellschaft solche Symbole (Zeichen) wie Rad, Kreis oder Strahlenkranz für Sonne, Licht u. ä., Rhombus, Oval oder Dreieck für weibliche Geschlechtsmerkmale, Fruchtbarkeit, Hakenkreuz oder Dreiwirbel u. a. für immerwährende Bewegung und für das unendliche, sich immer wiederholende Leben, Baum für Leben und Wachsen (z. B. Lebensbaum).

 

Neben der Symbolik der Farben, Formen und Zahlen, der Pflanzensymbolik, der z. T. mit der Steinmagie zusammenhängenden Steinsymbolik ist die teilweise mit dem Totemismus verbundene bzw. auch aus diesem hervorgegangene und bis in die Heraldik herüberreichende Tiersymbolik zu nennen. So gut wie alles kann demzufolge als Symbol funktionieren: Naturgegenstände wie abstrakte Formen. Dabei gibt es in allen Kulturen auch eine gewisse oder zeitweilige Ambivalenz bestimmter Symbole (häufig z. B. in der Tiersymbolik), seit dem Neuplatonismus und für die christliche Kirche und besonders seit den Kirchenvätern galten die Wirklichkeitserscheinungen als Ausdrucksträger für übergeordnete Ideen. Viele Symbole, die in den einzelnen Mythologien und Religionen mit Göttern, Heiligen usw. in Beziehung gesetzt worden sind, wurden zu Attributen. Das Symbol lässt sich nicht immer genau von der Allegorie unterscheiden, die bevorzugt mit der Personifikation operiert. Im Gegensatz zu dieser durchdringen sich im Symbol Einzelnes und Allgemeines völlig, das Einzelne bedeutet das Allgemeine, auf das es hinweist.

 

Ein wichtiger Bereich des Symbols ist sein Gebrauch in der christlichen Kunst als "Manifestation des Heiligen", d. h. es ist an einen kulturellen Zusammenhang gebunden, an seine Wirkkraft kann geglaubt werden (bis zur Bildmagie bzw. der Kritik an solchen Vorstellungen). Die christliche Symbolik stützte sich vielfach auf Symbole älterer Kulturen, die entsprechend adaptiert worden sind (Eindeutigkeit konnte durch Zuordnung mehrerer Symbole erreicht werden). Dabei war die frühchristliche Symbolik v. a. auf Christus bezogen, später kamen u. a. mariologische Symbole hinzu. Eine eigentümliche Symbolik bildete sich seit dem 4. Jh. in der christlichen Typologie aus, ebenso die christliche Differenzierung positiver und negativer, Gut und Böse bezeichnender Symbole. Die Entwicklungsbedingungen der christlichen Religion führten seit dem Hochmittelalter zu Ausweitungen (gotische Bauplastik, spätgotische Tafelmalerei mit ihrer Pflanzen- bzw. Tiersymbolik), zu Komplizierungen (bes. in der Tiersymbolik auf der Grundlage des Physiologus und ihm folgender Bestiarien bis zur Unübersichtlichkeit, zu scholastisch beeinflussten Vieldeutigkeiten, auch zur Symbolspielerei. Diese lebte noch in der profanen Emblematik, in Devisen und nachmittelalterlichen Hieroglyphik weiter.

 


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